Vor einiger Zeit habe ich an meinem Kaktus etwas Erfreuliches entdeckt: Ein kleiner Ableger – direkt am Stamm, bereits mit feinen Wurzeln. Solche sogenannten Kindel entstehen bei vielen Kakteenarten ganz von selbst, wenn sich die Pflanze wohlfühlt. Für mich war das der perfekte Moment, zum ersten Mal einen Kaktus-Ableger selbst abzunehmen und einzupflanzen.
In diesem Beitrag zeige ich dir Schritt für Schritt, wie ich dabei vorgegangen bin – vom Abtrennen über die richtige Trocknungszeit bis hin zum Einpflanzen. Meine eigenen Bilder dokumentieren den Prozess, und ich teile auch ein paar Tipps, worauf du besonders achten solltest, damit dein Ableger gut anwächst.
Was ist ein Kaktus-Ableger überhaupt?
Ein Kaktus-Ableger – oft auch „Kindel“ genannt – ist ein kleiner Seitentrieb, der sich an der Mutterpflanze bildet. Bei manchen Arten wachsen diese direkt an der Basis, bei anderen – wie bei meinem Exemplar – direkt am Stamm. Besonders spannend wird es, wenn der Ableger schon eigene Wurzeln entwickelt hat. Dann stehen die Chancen gut, dass er sich problemlos zu einer eigenständigen Pflanze weiterentwickeln kann.
Nicht jeder Kaktus bildet solche Ableger aus, aber viele tun es ganz ohne Zutun, wenn sie gesund und gut versorgt sind. Im Gegensatz zu Stecklingen, die aus einem abgeschnittenen Trieb entstehen, sind Kindel also echte Miniaturausgaben der Mutterpflanze – ein kleiner genetischer Zwilling, bereit für ein eigenes Töpfchen.
Die richtige Zeit für Kaktus-Ableger
Schritt-für-Schritt-Anleitung: Kaktus Ableger entfernen und einpflanzen
Bevor du loslegst, solltest du alle notwendigen Werkzeuge und Materialien bereitlegen, um den Ableger sicher und sauber zu entnehmen und einzupflanzen:
- Ein scharfes, sauberes Messer oder eine scharfe Schere (vor dem Gebrauch am besten mit Alkohol desinfizieren, um Infektionen zu vermeiden)
- Handschuhe, da manche Kakteen Dornen oder kleine Härchen haben, die unangenehm sein können
- Kleine Töpfe mit passenden Drainagelöchern
- Spezielle Kakteenerde oder ein mineralisches Substrat mit guter Drainage (z. B. eine Mischung aus Sand, Perlite und Blumenerde)
- Optional: Zimt- oder Holzkohlepulver, um die Schnittstellen des Ablegers vor Pilzbefall zu schützen
- Mit diesen Materialien bist du gut vorbereitet, um den Ableger vorsichtig zu lösen und einzupflanzen.

Ableger abnehmen
- Desinfiziere dein Messer oder deine Schere gründlich, damit keine Keime in die Schnittstelle gelangen.
- Schneide den Ableger möglichst nah am Ansatz am Stamm ab. Wenn möglich, solltest du auch ein kleines Stück der Wurzel mitnehmen.
- Falls der Ableger noch keine Wurzeln hat, kannst du ihn trotzdem abtrennen, musst dann aber mit etwas mehr Geduld rechnen, bis neue Wurzeln wachsen.

Trocknungsphase: So verschließt du die Schnittstelle richtig
Nachdem du den Ableger abgenommen hast, ist es wichtig, die Schnittstelle gut trocknen zu lassen. Das verhindert, dass sich Bakterien oder Pilze ansiedeln und der Ableger fault.
Leg den Ableger dafür an einen trockenen, schattigen Ort – direkte Sonne sollte vermieden werden, damit die Schnittstelle nicht zu schnell austrocknet und Risse bekommt. Die Trocknungszeit beträgt meist 3 bis 7 Tage, je nach Größe des Ablegers und Luftfeuchtigkeit.
Wenn du möchtest, kannst du die Schnittstelle leicht mit etwas Zimt- oder Holzkohlepulver bestäuben. Das wirkt antibakteriell und unterstützt die Heilung zusätzlich.
Erst wenn die Schnittstelle vollständig getrocknet und verschlossen ist, solltest du den Ableger einpflanzen.

Kaktus-Ableger einpflanzen
- Fülle einen kleinen Topf mit dem Substrat und forme eine kleine Mulde in der Mitte.
- Setze den Ableger vorsichtig in die Mulde, sodass die Wurzeln gut bedeckt sind, aber der Stamm nicht zu tief eingegraben wird.
- Drücke die Erde leicht an, damit der Ableger stabil steht.
- Gieße anfangs nur sehr sparsam, denn Kakteen mögen keine Staunässe, besonders während der Anwurzelphase.

Pflege nach dem Einpflanzen
Damit dein Kaktus-Ableger gut anwächst und kräftig wächst, ist die richtige Pflege entscheidend. Hier ein paar wichtige Punkte:
Licht: Stelle den Ableger an einen hellen Standort ohne direkte Mittagssonne. Zu viel Sonnenlicht kann die junge Pflanze verbrennen. Nach und nach kann die Sonne aber gesteigert werden.
Bewässerung: Gieße nur sparsam und erst, wenn das Substrat vollständig trocken ist. Zu viel Wasser führt schnell zu Wurzelfäule – gerade bei jungen Ablegern eine häufige Gefahr.
Temperatur: Ideal sind Temperaturen zwischen 20 und 25 Grad Celsius. Frost sollte unbedingt vermieden werden.
Düngung: Nach etwa 4 bis 6 Wochen kannst du beginnen, den Ableger schwach mit einem Kakteendünger zu versorgen. Bis dahin reicht die Nährstoffversorgung aus dem Substrat.
Mit Geduld und der richtigen Pflege wird dein Kaktus-Ableger bald kräftig und selbstständig wachsen.
Häufige Fehler und wie du sie vermeidest
Beim Vermehren von Kaktus-Ablegern schleichen sich leicht einige Fehler ein, die das Wachstum beeinträchtigen können. Mit ein bisschen Aufmerksamkeit kannst du diese aber gut umgehen:
Zu frühes Einpflanzen: Wenn die Schnittstelle noch nicht vollständig getrocknet ist, kann der Ableger faulen. Geduld ist hier das A und O.
Staunässe: Kakteen vertragen keine zu feuchte Erde. Gieße lieber weniger, besonders in den ersten Wochen nach dem Einpflanzen.
Zu viel Sonne: Junge Ableger sind empfindlich gegen direkte Sonneneinstrahlung. Ein heller, schattiger Platz ist ideal.
Unsachgemäße Werkzeuge: Unsaubere oder stumpfe Messer können Infektionen begünstigen. Desinfizieren und sauber schneiden ist Pflicht.
Unpassendes Substrat: Normale Blumenerde speichert zu viel Wasser. Verwende speziell durchlässige Kakteenerde oder eigene Mischungen mit Sand und Perlite.
Wenn du diese Punkte beachtest, stehen die Chancen sehr gut, dass dein Ableger erfolgreich wächst und gedeiht.
Fazit: Einfach zum neuen Kaktus
Das Vermehren von Kaktus-Ablegern ist eine wunderbare Möglichkeit, deine Pflanzensammlung zu erweitern und die eigene grüne Leidenschaft zu vertiefen. Mit der richtigen Vorbereitung, Geduld beim Trocknen und der passenden Pflege stehen die Chancen sehr gut, dass dein Ableger erfolgreich anwächst und gedeiht.
Wichtig ist, behutsam vorzugehen, die Schnittstelle gut trocknen zu lassen und Staunässe zu vermeiden. Wenn du diese Schritte beachtest, kannst du dich bald über einen gesunden, eigenständigen Kaktus freuen – fast wie ein kleines grünes Wunder.
Ich wünsche dir viel Freude und Erfolg bei deinem Kaktus-Projekt!